Screenshot © Youtube-Kanal Chuchchepati Orchestra: 18. Sept. 2021 live at Festival "Rümlingen Neue Musik"
Patrick Kessler, Konzept, Komposition, Kontrabass, Orchesterwart [CH]
dieb13, Konzept, Komposition, Software, Plattenspieler [A]
Special Guest: Charlotte Hug Viola, Stimme [CH]
Foto links: © Kathrin Schulthess
Das nepalesische Wort Chuchchepati (Stadtteil in Kathmandu) und das schweizerdeutsche Chuchichäschtli (Küchenschränkchen) zählen zu den wenigen bekannten Wörtern, die gleich dreimal den Laut „ch” enthalten.
Mit seinem Chuchchepati Orchestra verbindet der Appenzeller
Kontrabassist, Experimentalmusiker und Klangkunstvermittler Patrick Kessler die klanglichen
Besonderheiten dieser beiden Begriffe auf einzigartige Weise und lässt sie in seiner Musik lebendig werden.
Der Name des Orchesters verweist auch auf die Herkunft der bis zu 32 großen Lautsprecher, die als vielstimmige Klanginstallation Teil des künstlerischen Geschehens sind.
Der Soundtrack entsteht kollektiv während der Aufführungen. Der offene, begehbare Konzertraum verwandelt sich dabei in eine experimentelle Chuchi, in der Klänge, Geräusche und Töne brodeln, simmern, hochkochen und wieder abkühlen. Die Interaktionen zwischen Orchester, Lautsprecherinstallation und Publikum schaffen ein horizonterweiterndes Hör- und Seherlebnis.
Das Orchester umfasst neben Patrick Kessler und dieb13 bei diesem Konzert im MUG auch die Züricher Violinistin und Stimmakrobatin Charlotte Hug.
Ein besonderes Highlight ist der Makrograph – ein überdimensionaler Plattenspieler im Maßstab 2,77:1. Auf ihm können Tonträger mit einem Durchmesser von 33⅓ Zoll (82,9 cm) von ganz unterschiedlicher Materialität und Oberflächenbeschaffenheit "abgespielt" werden.
Der Makrograph wird gefördert von Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung.
Veranstaltungsort: MUG – Münchner Untergrund im Einstein Kultur
Eintritt: 15 Euro, Mitglieder Offene Ohren e.V. 12 Euro, freier Eintritt bis 21 Jahre (inklusive)
Die Abendkasse öffnet ca. 19:30 Uhr.
Kazuhisa Uchihashi, E-Gitarre, Daxofon [Japan]
Chris Biscoe, Sopran-/Altsaxofon [GB]
Roger Turner, Schlagzeug [GB]
Fotoquelle: www.areasismica.it/event/swipe-trio-gb-jp/
„Melodische Improvisation trifft auf bedrohliches Chaos…" [roo-barbs no.12, 2021]
Roger Turner besucht uns mit diesem relativ neuen Trio - allerdings spielt er seit längerem sowohl mit Kazuhisa Uchihashi als auch Chris Biscoe jeweils im Duo zusammen.
Das Besondere an diesem Trio liegt in der einzigartigen Mischung: Ein technisch versierter, melodischer Jazz-Saxophonist trifft auf zwei ebenso virtuose Musiker, die aber vor allem direkte strukturelle Komplexitäten erzeugen. Die Musik ist geschmeidig, aufregend und voller Überraschungen – selten vorhersehbar. Sie zeichnet sich durch überwiegend schnelle Action aus, ist dabei aber nicht zwangsläufig laut.
Ein Live-Mitschnitt eines Auftritts Ende 2023 im Londoner Café OTO gibt es auf der CD THE SWIPE TRIO.
Veranstaltungsort: MUG – Münchner Untergrund im Einstein Kultur
Eintritt: 15 Euro, Mitglieder Offene Ohren e.V. 12 Euro, freier Eintritt bis 21 Jahre (inklusive)
Li-Ping Ting, Tanz, Stimme, Performance [Taiwan]
Michel Doneda, Sopransaxofon [F]
David Chiesa, Bass [F]
nicht im Bild: Christophe Cardoen, Lichtinstallation [F]
Fotos: © Agata Majcherowicz
Die vier beteiligten Künstler haben bereits in verschiedenen Projekten zusammengearbeitet und sind künstlerisch eng miteinander vertraut.
Was sie verbindet, ist eine poetische Auseinandersetzung mit Raum und Zeit – ein Ort, an dem Klang, Licht und Bewegung in ihrer eigenen Individualität aufeinandertreffen und sich entfalten – geleitet durch intensives Zuhören.
So wird in jedem von uns der Wirbel unserer Wahrnehmungen aktiviert – jene rohe Animalität, in der unser Reptilienhirn seine ersten Empfindungen findet.
Auf YouTube gibt es einen kleinen Eindruck von SIGHTINGS [live at Petersburg Art Space 22/11/2018, filmed by Oleg Tailakov].
Während Michel Doneda und David Chiesa bereits in der Vergangenheit als Gäste des Offene Ohren e.V. zu erleben waren – Michel Doneda zuletzt im April 2021 mit Natacha Muslera, David Chiesa im Februar 2016 im Duo mit Sophie Agnel – begrüßen wir nun erstmals Li-Ping Ting und Christophe Cardoen im MUG.
Li-Ping Ting (Tanz) ist eine interdisziplinäre Künstlerin, geboren in Taiwan. Ihre künstlerische Arbeit basiert auf einem Austausch mit den Menschen vor Ort und kreist um Themen wie zwischenmenschliche Beziehungen, die Befragung des Körpers sowie die Transformation des Geistes.
Michel Doneda (Sopransaxofon) hat eines der facettenreichsten musikalischen Vokabulare innerhalb der freien Improvisation entwickelt. Seine Musik, geprägt von höchster instrumentaler Ausdruckskraft, ist die reine Manifestation seines Selbst.
David Chiesa (Kontrabass) ist seit Jahrzehnten eine feste Größe in der internationalen Improvisationsszene. Seine Arbeit als Improvisator steht in engem Dialog mit anderen Kunstformen wie Tanz, Poesie, experimentellem Film, Lichtkunst, bildender Kunst und Theater.
Christophe Cardoen (Lichtinstallation) ist ein autodidaktischer Künstler, der seit über zwanzig Jahren Maschinen und Installationen kreiert. Seine Werke entstehen an den unterschiedlichsten Orten: in Theatern, besetzten Häusern, Galerien, Museen, Schulen, verlassenen Gebäuden, Gärten oder Kellern – stets im Spannungsfeld von Licht, Raum und Wahrnehmung.
Veranstaltungsort: MUG – Münchner Untergrund im Einstein Kultur
Eintritt: 15 Euro, Mitglieder Offene Ohren e.V. 12 Euro, freier Eintritt bis 21 Jahre (inklusive)
Florian Stoffner, Gitarre [CH]
John Butcher, Sopran-/Tenorsaxofon [GB]
Chris Corsano, Schlagzeug [USA]
Foto: © H. Schneider [Nickelsdorf 2024]
Dieses Trio ist durchaus in der Lage, das Bühnendach abzuheben, wenn ihm denn danach wäre. Aber jeder der drei hatte schon immer auch einen Instinkt für Zartheit, für den Oberton im Moment des Anschlags und für die Zwischenräume zwischen den Tönen.
Der freiStil [#115 Sept/Okt 2024] schreibt über deren Triokonzert bei den Nickelsdorfer Konfrontationen 2024: „(Butcher), der große Stilist unter den Saxophonisten, zaubert in meist tiefergelegtem Tempo sowohl am Sopran als auch am Tenor Klangfiguren von außergewöhnlicher Schönheit. Corsano trommelt ohnedies immer souverän, und Stoffner gefällt fast permanent durch originelle Gitarreninterventionen. Eine Lehrstunde in Sachen Poesie und meisterhafter Feinmechanik“.
John Butcher ist ein Meister des subtilen Obertons, der scheinbar zufälligen Resonanzschwingungen – die er natürlich präzise kontrollieren kann. Sie umgeben die Töne und kommen von den Wänden und dem Publikum zurück.
Chris Corsanos Rhythmen sind – selbst, und gerade wenn er frei spielt – wie Spinnweben an einem nebligen Morgen.
Flo Stoffner hat die gleiche Präzision der Berührung und den gleichen Sinn für absolute Details. Die Gitarre war bekanntlich seit jeher das beliebte Instrument, das es ungeübten Spielern ermöglichte, mit wenigen Akkorden und Schrummeleien Fachkenntnis vorzutäuschen. Aber sie ist auch ein Instrument von außerordentlicher Raffinesse, beladen mit geheimen Klängen, Seufzen, Klimpern wie eine Spieluhr, oder mit der Theatralik mächtiger Akkorde.
„Quiet is the new loud“ – an diesem Abend erwartet uns Musik zum konzentrierten Zuhören und die Bereitschaft der Musiker zu einer kollektiven musikalischen Drahtseilwanderung – eine wunderbare Herausforderung!
Dieses Konzert wird u.a. ermöglicht durch den Programmpreis Applaus, mit dem der Offene Ohren e.V. im Herbst 2024 ausgezeichnet wurde.
Veranstaltungsort: MUG – Münchner Untergrund im Einstein Kultur
Eintritt: 15 Euro, Mitglieder Offene Ohren e.V. 12 Euro, freier Eintritt bis 21 Jahre (inklusive)
Audrey Lauro, Altsaxofon [B]
Éric Normand, Bass [CND]
Peter Orins, Schlagzeug [F]
Xavier Charles, Klarinette [F]
Foto: www.youtube.com/watch?v=h4iar6Sec2s [Konzert Les Bourd'off/51, April 2024, auf der L'Armande ASBL, Lüttich (Liège, Belgien)]
Peter Orins, drums [F]
Photo: © Michel Laborde
Limules, oder Pfeilschwanzkrebse, leben seit dem Mesozoikum – also seit etwa 250 Millionen Jahren – nahezu unverändert auf der Erde, vermutlich dank ihrer bereits damals optimierten Morphologie. So koaguliert ihr blaues Blut sofort bei Kontakt mit schädlichen Bakterien.
Éric Normand, kammermusikalischer Punk-Jazzer aus dem Nordosten Kanadas, hat sein neues Ensemble belgisch-französischer Improvisator*innen nach diesem urtümlichen Spinnentier benannt – inspiriert von den Parallelen zur ältesten Musikform der Menschheit: der Improvisation. Wie die Limules zeichnet sich auch die Improvisation durch ihre Stabilität über Jahrtausende hinweg aus, bleibt dabei jedoch durch aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen stets latent gefährdet.
Die Besetzung von Limules variiert: Um den festen Kern – bestehend aus der belgischen Saxofonistin Audrey Lauro und dem französischen Klarinettisten Xavier Charles – kommen manchmal Pianistinnen wie Sophie Agnel oder Barbara Dang zum Einsatz. Bei unserem Konzert im MUG wird das Ensemble durch den französischen Perkussionisten Peter Orins ergänzt.
Dieses Konzert wird u.a. ermöglicht durch den Programmpreis Applaus, mit dem der Offene Ohren e.V. im Herbst 2024 ausgezeichnet wurde.
Veranstaltungsort: MUG – Münchner Untergrund im Einstein Kultur
Eintritt: 15 Euro, Mitglieder Offene Ohren e.V. 12 Euro, freier Eintritt bis 21 Jahre (inklusive)
Casey Moir, Stimme [AUS/S]
Elisabeth Coudoux, Cello [D]
Die Musik dieses Duos legt Stimme und Cello offen und präsentiert eine reichhaltige Intuition, die über die Grenzen vorgegebener Strukturen hinausgeht. Es entsteht eine Mischung aus professioneller Handwerkskunst und intimen Vertrautheit mit dem eigenen Instrument.
Es entstehen Texturen und Spannungen, Kontraste zerfließen, Feinheiten kommen zum Vorschein, und überraschende Wendungen sind allgegenwärtig.
Casey Moir (geb. 1984) ist eine in Australien geborene Vokalkünstlerin, Improvisatorin und Komponistin experimenteller Musik mit Sitz in Stockholm, Schweden.
Ihre künstlerische Praxis konzentriert sich auf die erweiterten Möglichkeiten der Stimme. Sie testet und verschiebt gerne konventionelle Grenzen, erforscht, wie Vokale und Konsonanten geformt, verzerrt und manipuliert werden können und gestaltet und modelliert Klänge mithilfe von Zunge, Lippen, Stimmritze und Händen.
Diese eher unkonventionellen Ansätze kombiniert sie mit musikalischen Aspekten wie Form, Richtung, Gesamtgestalt, Struktur und Bewegung.
Sie interessiert sich außerdem intensiv für das Konzept von Raum und dessen Einbeziehung in Performance, Improvisation und Komposition. Dafür komponiert sie großformatige Werke, die einen ganzen Raum als Bühne nutzen und in denen sich Musiker und/oder Publikum bewegen können – Richtungen, Bewegungsabläufe und Nähe zu Klängen, Objekten und anderen Dingen werden dabei verändern können.
Die Suche nach neuen Klängen und Spieltechniken führte die Cellistin Elisabeth Coudoux (geb. 1985) von einem klassischen Instrumentalstudium über den Jazz zur Neuen Musik und freien Improvisation.
Das Ausloten des Klangspektrums am Cello ist für sie eine sich stets ausweitende Suche nach der eigenen Stimme. Aus der Analyse intuitiver Bewegungsmuster entstehen poetische Miniaturen, geräuschhafte Erzählungen und Erkundungen unbekannter Klanglandschaften.
Als Solistin liebt sie die Herausforderung spontaner musikalischer Begegnungen. Sie spielte unter anderem mit Michael Zerang, Mark Dresser, Biliana Voutchkova, Mick Beck, Sandra Weiss, Xavier Charles und Marcus Schmickler. In ihrem 2013 gegründeten Ensemble Emißatett (Offene Ohren e.V.-Konzert im November 2016) resoniert das Cello als orchestraler Klangkörper, gleichberechtigt neben den anderen Instrumenten, wobei sich die Gewichte stets zwischen individuellem Ausdruck und freier kollektiver Energie verlagern. Zu verhandeln ist dabei eine Balance zwischen improvisierendem Eigensinn und gemeinsamer musikalischer Form.
Veranstaltungsort: MUG – Münchner Untergrund im Einstein Kultur
Eintritt: 15 Euro, Mitglieder Offene Ohren e.V. 12 Euro, freier Eintritt bis 21 Jahre (inklusive)
Das Programm des Offene Ohren e.V. wird gefördert vom Kulturreferat der LH München. Ein herzliches Dankeschön vom Veranstalter, den Musikern und dem Publikum!